Arthrose oder Arthritis?

Unerträgliche Schmerzen in den Gelenken, es zwickt und zwackt bei jeder Bewegung. Das sind Anzeichen für Arthrose oder Arthritis. Nur, was ist was?

Arthrose und Arthritis sind beides rheumatische Erkrankungen der Gelenke. Ursachen, Symptome und Behandlung unterscheiden sich aber teilweise sehr stark.
Die Arthrose

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Bei einer Arthrose ist die schützende Knorpelschicht auf dem Knochen abgenutzt und massiv angegriffen. Ihre Oberfläche ist rau, wird immer dünner und fasert schliesslich aus. Die Folge kann ein kompletter Verlust des Knorpels sein, so dass schliesslich die Knochen direkt aufeinander reiben. Mit dem Alter wächst das Risiko, an einer Arthrose zu erkranken, bei Frauen aus hormonellen Gründen stärker als bei Männern.

Eine Arthrose kann alle Gelenke betreffen. Die am meisten verbreiteten und zugleich stärksten Abnutzungserscheinungen treten bei den kleinen Finger- und Zehengelenken, den Wirbelgelenken und den grossen Hüft- und Kniegelenken auf. Bei anderen Gelenken, wie zum Beispiel den Sprung-, Hand-, Ellbogen- und Schultergelenken sind diese Beschwerden seltener und die Abnutzung ist weniger stark ausgeprägt. Zu einer schweren Arthrose mit gravierenden Knorpelschäden kommt es in der Regel nur nach Gelenkschädigungen durch Unfälle oder Entzündungen.


Gehen Sie zum Arzt, sobald Sie erste Anzeichen eines Gelenkverschleisses erkennen. Sie können den Verlauf der Krankheit erheblich verbessern, wenn Sie bereits im frühen Stadium mit der Behandlung beginnen.

Äusserliche Selbstmedikation bei Arthrose

Wärme fördert die Durchblutung des Gelenks und entspannt die Muskulatur. Aber Vorsicht: Bei Arthrose mit einer Gelenkentzündung haben Wärmeanwendungen nichts verloren. Sie verstärken die Entzündungsreaktion nur noch. Der eidg. dipl. Drogist Stefan Wyss empfiehlt bei Arthrose ohne Entzündungen warme Wickel, zum Beispiel Heublumenbeutel zum Auflegen, Salben und Gels mit Weihrauch (Boswellia serrata), Wintergrün (Gaultheria procumbens) und Spanischem Pfeffer (Capsicum) oder Pflaster mit Capsicum, die Sie auf die schmerzende Stelle aufkleben können.

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Innerlich Selbstmedikation bei Arthrose

Bei einer entzündlichen Arthrose verabreicht Wyss oft Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), die schmerzstillend und entzündungshemmend wirkt. Um die Substanz der Knorpelmasse zu stärken, gibt es Nahrungsergänzungsmittel in Tabletten- oder Kapselform mit Grünlippmuscheln (Perna canaliculus). Die Schüssler-Salze Calcium phosphoricum (Kalziumphosphat), Calcium fluoratum (Kalziumfluorid) und Silicea (Kieselsäure) sind hilfreich für gesunde Strukturen in Knochen und Knorpel.


Ärztliche Behandlung bei Arthrose

Dr. med. Lukas Wildi, Oberarzt an der Klinik für Rheumatologie des Universitätsspitals Zürich, rät Arthrose-Patienten: «Führt das Schonen des Gelenkes zu Muskelschwund und verhärteten Muskelzonen, ist Physiotherapie sehr hilfreich.» Wenn Sie Übergewicht haben, sollten Sie versuchen abzunehmen. Regelmässige körperliche Aktivität kräftigt das Bindegewebe und aktiviert Stoffwechselprozesse, genauso wie eine ausreichende Vitamin-C und Vitamin-D-Zufuhr.
Bei Arthrose mit Entzündung helfen Kortisonspritzen ins Gelenk. In schweren Fällen ist ein Kunstgelenk unumgänglich. Künstliche Gelenke bleiben in der Regel bis zu 20 Jahre lang funktionsfähig.

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Eine weitere mögliche Behandlung ist eine Eigenbluttherapie mit «plättchenangereichertem Plasma». Dabei injiziert der Arzt körpereigene Blutbestandteile ins Gelenk. Die darin enthaltenen Blutplättchen (die ersten Einsatzkräfte bei Gewebsverletzungen) enthalten Botenstoffe, die die Schmerzen und den Reizzustand mehrere Monate lang lindern können. «Ob diese Therapie auch den Knorpel schützt oder gar wieder aufbaut, ist noch nicht belegt», sagt Wildi.

Schliesslich ist Bewegung das A und O bei Arthrose. Gezielte und Regelmässige Übungen versorgen den Gelenkknorpel ausreichend mit Nährstoffen. Arzt Lukas Wildi empfiehlt Velofahren, Aquafit und Schwimmen. Von Sportarten mit Sprung- und Stossbelastungen rät er ab, da sie die Gelenke zu sehr belasten.


Die Arthritis

Bei einer Arthritis richtet sich das körpereigene Abwehrsystem gegen den eigenen Körper und verursacht Gelenkentzündungen. Es können alle Gelenke des Körpers betroffen sein. Besonders häufig entzünden sich Hand- und Fingergelenke, und nicht selten greift die Arthritis von einem Gelenk auf andere über. Fachleute nennen das Polyarthritis. Die häufigste Form der Arthritis ist die rheumatoide Arthritis. In der Schweiz sind rund 80'000 Menschen davon betroffen. An Arthritis können auch Kinder erkranken, während Arthrose abnutzungsbedingt meistens erst ab dem 40. Lebensjahr auftritt.

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Äusserlich Selbstmedikation bei einer Arthritis

Gegen akute Entzündungen hilft Kälte. Bei leichten bis mittleren Schmerzen empfiehlt der dipl. Drogist Stefan Wyss ein Gel mit Wallwurz (Symphytum officinale) kombiniert mit der schmerzstillenden Arnika (Arnica montana). «Dieses hilft übrigens auch bei Arthrose.» Wer seine Schmerzen klassisch behandeln möchte, verwendet ein Gel, beispielsweise mit Diclofenac. Gegen Entzündungen helfen auch Quarkwickel mit Wallwurztinktur.


Innerlich Selbstmedikation bei einer Arthritis

Häufig braucht Wyss spagyrische Essenzen mit Herzsamen (Cardiospermum halicacabum), auch Ballonrebe genannt, Weihrauch (Olibanum) und Bienenkittharz (Propolis). Die Ballonrebe und der Weihrauch haben einen entzündungshemmenden Effekt, Propolis bekämpft zusätzlich Viren und Bakterien. Ein klassisches homöopathisches Präparat gegen Entzündungen und bei Anlaufschmerzen enthält den Giftsumach (Rhus toxicodendron). Zweimal pro Woche Fisch oder Fischöl in Kapselform auf dem Speiseplan kann die Entzündungstendenz reduzieren.

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Ärztliche Behandlung bei einer Arthritis

Für die Diagnose einer Arthritis macht der Arzt Röntgenaufnahmen und Laboruntersuchungen. Zur Behandlung sagt Dr. med. Lukas Wildi, Oberarzt an der Klinik für Rheumatologie des Universitätsspitals Zürich: «Neben den altbewährten Basistherapeutika wie Methotrexat gibt es viele neue Medikamente, die sogenannten Biologika. Sie sind seit einigen Jahren auf dem Markt und haben die Rheumatologie revolutioniert. Sie ermöglichen vielen Betroffenen ein ganz normales Leben.» Methotrexat wirkt unter anderem gegen Schmerzen und Schwellungen - Morgensteifigkeit und Müdigkeit nehmen ab. Biologika dagegen fangen bestimmte entzündungsfördernde Substanzen ab und schalten sie aus.


Bewegung und Sport halten die Gelenke funktional fit und stärken die Muskulatur. Bei guter körperlicher Verfassung sind nahezu alle Sportarten möglich. Bei Schmerzen sollten Sie nur leichte körperliche Tätigkeiten ausführen und betroffene Gelenke niemals mit hohen Gewichten belasten. Auch bei einer Arthritis ist Zurückhaltung bei Sprung- und Stossbelastungen geboten.

Autorin: Vanessa Naef
Redaktion: Bettina Epper

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